Dienstag, 18. Juli 2006

Die ritualisierten Anti-Demonstrationen

Mikrofonpanne: Bush verflucht den "Scheiß" der Hisbollah

Verlangt man nicht nach volksnaher Sprache? Na also, hier ist sie.

Ich sage dazu mal das: Ich weiß einfach nicht, wer mich mehr ärgert:
  • die real Mächtigen, wie US-Präsident George W. Bush, die für viel Tod und Verderben verantwortlich sind, aber eben glauben, es sein zu müssen, mit Blick auf übergeordnete Werte*
  • oder die Kritiker dieser Mächtigen, mit ihrem penetranten und vollkommen kostenlosen Gutmenschentum, das sie -- meine Unterstellung, ja -- vor allem entwickeln, weil sie dann das Gefühl haben, ein wenig in der Nähe der real Mächtigen zu sein
Gestern, irgendwo im Radio: daß sich die Demonstrationen bei den G8-Gipfeln zu einem merkwürdig leeren Ritual entwickeln. Ein wenig in der Nähe der Mächtigen und ein wenig in den Medien sein. Menschlich, menschlich. Aber noch lange nicht: moralisch. Eine Frau, die bei Amnesty International drei Briefe schreibt, ist mir tausenndmal lieber als der engagierte Krawallo, der in der nunmehr fünften ritualisierten Anti-Demonstration mitmarschiert.

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* Müssen sie vielleicht sogar wirklich so sein wie sie sind? So wie "der Mensch" und "die Menschheit" gebaut ist? Beim Irak sehen wir ja, daß es Ansammlungen von Menschen gibt, die ohne einen obergrausamen Saddam sich gegenseitig abschlachten, der alle in Schach hält. -- Weiterführend, Gedankenexperiment vorläufig: Wenn man nun den Irak auflöste, mit einer Art UNO-Flurbereinigung, in Shiiten, Sunniten und Kurden, wobei die Bodenschätze internationalisiert und die Erlöse unter den drei Gebieten aufgeteilt werden, was wäre dann? Unser Vorurteil sagt uns, daß die drei Gruppen, mit etwas unterschiedlichem Anteil, interne Auseinandersetzungen wieder um untereinander ausschießen und ausbomben würden. Wenn "interne und möglichst auch externe Gewaltfreiheit" nicht zum Repertoire und zur Tradition gehören, dann ist da wenig zu machen. Was tun?

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