Sonntag, 10. September 2006

Ordnung machen ...


... Ordnung halten, ein Ordnungssystem haben. Dinge Dinge des Lebens.

Am Morgen auf dem Eßtisch zwei Stecknadeln. Meine Frau hat am Vortag die Nähmaschine dahingestellt und Vorhänge genähnt. Alles wieder wegsgestellt. Nur diese beiden Nadeln hat sie übersehen.

Der Gedanke an Wolfgang Hildesheimer, der in einer seiner sehr speziellen Humorgeschichten den Satz hat: "Meine Frau war gerade dabei mit dem Tauchsieder in der Blumenvase Eier zu kochen." Ungefähr so. Seit ich diesen Satz gelesen habe, fühle ich mich endgültig mit Hildesheimer verwandt.

Die Stecknadeln also. Was tun? Sie einfach in den Abfalleimer für Allgemeinmüll in der Küche werfen? Oder in den kleinen Metallbehält, der, arg gefüllt, danebensteht. In dem alles das drin ist, was bei jedem Weg- und Aufräumen im Moment nicht eingeordnet werden kann. Oder in den Keller gehen und die Nadel fein säuberlich in den Nähkasten zu den anderen Stecknadeln legen?

Ich weiß, es gibt viele Leute, für die das keine Alternativen sind. Die selbstverständlich nur die letztgenannte Möglichkeit sehen. Für andere ist instinktiv nur die erste Alternative denkbar. Instinktiv und selbstverständlich, das heißt: Diese Menschen denken über die Alternativen -- natürlich gibt es noch viel mehr -- nicht eine Sekunde nach.

Wir hatten vor Jahren in Frankreich eine geniale, sehr französisch-bürgerliche Frau, die morgens auf die Kinder aufgepaßt hat und dabei die Küche machte und noch vieles mehr. Sie hat. Sie war eine -- die Ordnung-Macherin. Es ging ihr das Ordnen und Haushalt-Besorgen wie selbstverständlich von der Hand. Sie hat mich auf den Gedanken gebracht, daß es ein Experiment geben müsse. Am besten im Rahmen einer entsprechenden Fernsehserie. Hier also: Eine Küche wir in ein Normchaos verwandelt. Ungefähr so, wie die Spülmaschinenhersteller zum Testen der Spülleistung ein Normgeschirr mit streng bestimmten Normverschmutzungen versehen. Dann haben fünf Menschen eine Stunde Zeit, um aufzuräumen. Sie werden mit fünf Kameras dabei gefilmt, und dann werden fünf Zeitraffer-Filmchen daraus gemacht und gezeigt. Wie gehen die fünf jeweils vor? Welchen Stand der Dinge können wir nach 5, 10, 15 Minuten ... sehen. Was sagt das über die Menschen, was sagt es über den Menschen aus?

Wie viele Menschen interessiert so was? Mich. Und wen noch?

Gut gemacht, könnte es viele interessieren. Es gibt ja immerhin auch viele Zuschauer, wenn bei RTL eineinhalb Stunden nur Dominosteine vor sich hin fallen. Na, RTL, wäre das nichts? Jeweils eine Alltagssituation und die Frage: Wie lösen Menschen solche einfach-komplexen Probleme?

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