Donnerstag, 2. November 2006

Umschnall-Dildo als Blickfang

Manchmal genügen zwei Sätze. Mit denen Ulrich Weinzierl vom Theater berichtet. Konkreter: Vom Wiener Burgtheater, von Kennern "von der Wiener Burg" abgekürzt. Blickfang-Titel, reißerischer: "Viel Freude mit dem Umschnall-Dildo". Es geht um Neil LaBute, Dramatiker, dem eine Fließbandproduktion von Dramatischem nachgeraunt wird und einem Stück mit dem Titel: "Some Girl(s)".

Jetzt die Sätze:

"Der Mann in den bald besten Jahren auf der Suche nach den erloschenen Flammen ist Christian Nickel, ein netter, adretter Knabe Marke Arsch mit Ohren und Brille."

Ich zucke zusammen. Ist da die Rolle oder der echte Schauspieler ein Arsch mit Ohren? Es löst sich die Frage mit dem zweiten Satz auf.

"Von Christian Nickels 'Mann', der gerne weniger schäbig wäre, als er ist, gilt das schöne Wort Sigmund Freuds über den Hysteriker: 'aus allen Poren dringt ihm der Verrat.'"

Na, gottseidank! Die Figur ist gemeint. Allerdings, nicht zu überlesen: "Von Christian Nickels 'Mann' ... gilt das schöne Wort Sigmund Freuds". Also doch auch noch -- so wie der Nickels den Mann 'angelegt' hat, da ist er schon für ihn irgendwo auch verantwortlich. Und schon wachsen dem Schauspieler die Ohren an der unpassenden Stelle ... Früher wäre eine solche Besprechung Anlaß für gleich zwei Duelle gewesen. Eins mit dem Schauspieler. Und hätte der Rezensent diesen Zweikampf überlebt, hätte ihn der Autor unfehlbar niedergestreckt.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen