Donnerstag, 1. Mai 2008

Wikipedia-Stil

Ich entwickle mich, wider Willen, zu einem Wikipedia-Beobachter, der seine unfreiwilligen Experimente bestaunt. Da setze ich einen kleinen aktuellen Befund in einen Artikel über den Homo floresiensis. Diese Ergänzung stand mal vor "Die Werkzeuge" und lautete so:
Die Zähne
Der australische Paläontologe Maciej Henneberg von der Universität Adelaide bhauptet, dass er in einem Backenzahn eine Füllung gefunden zu haben.[1] In Indonesien sei ein ähnliches Material für Zahnfüllungen in den 1950er Jahren verwendet worden. Hennerbergs Kollege Peter Brown, der an der derselben Universität lehrt, weist die Behauptung zurück. Browns CT-Aufnahmen des Gebisses weisen keine Spures eines Bohrers auf. Die Süddeutsche Zeitung formuliert in einem entsprehcen Bericht,[2] dass die Debatte um den´'Hobbit' nun "bizarre Blüten" treibe." (Die Belege gehen hier verloren. Sie waren sauber dargestellt.)
Das wird vom Benutzer Rainer Zenz postwendend rausgenommen, und ich staune über den hohheitlichen Gestus der Einlassung: "Revert. Abwarten, ob das von Bedeutung ist. Dann kann es rein."
Dazu passend dann ist die Replik in der Diskussion:
Angebliche Zahnfüllung
Eine heiße These, aber bloß anhand einer Fotografie entwickelt; das ist nicht grade die Art und Weise, wie seriöse anthropologische Befunde erarbeitet werden [1]. Enzyklopädisch relevant ist das derzeit wirklich nicht. [2] Man beachte übrigens die spitze Form des vorderen Unterkieferbereichs, die nicht eben H. sapiens-like ist. --Gerbil 18:33, 1. Mai 2008 (CEST)
Meine Antwort lautet:
Immer wieder erstaunlich. Da denkt man, die Stärke der WP sei ihre Aktualität, und dann stößt man auf die Gruppe der Hochseriösen, die abwarten wollen. Nun gut. Dass das mit dem Füllung-Befund nicht nur anhand einer Fotografie geschah, will ich noch anmerken. Mal würtlich der SZ-Artikel: "Seit dem Fund der Skelette streiten Vormenschen-Forscher, ob sie einer eigenen Menschenart oder modernen Menschen mit einer Krankheit gehörten. Henneberg hatte den Kiefer einmal kurz untersuchen können und seine These dann anhand von Fotos aufgestellt. Um sie zu überprüfen, hatte er keinen Zugang mehr bekommen. Sein Kollege Peter Brown von derselben Universität, der als Erster die These von der neuen Art aufgestellt hatte, weist Hennebergs Behauptung scharf zurück. Er hat CT-Aufnahmen und eine 3D-Rekonstruktion ins Netz gestellt, die keine Spuren eines Bohrers zeigen." Das ist doch zumindet äußerst lehrreich, wenn es um die Vorgehensweise inerhalb der scientific community geht. Mich würde so was interessieren. Aber man kann natürlich immer nach dem Motto vorgehen: "Nichts ist erfolgreicher als der Erfolg" und erst mal abwarten, wer sich durchsetzt. Einen Blick hinter die Kulisssen des Betriebs bekommt man so aber nicht. Ach ja, und wer sich für die Dinger hinter den Kulissen interessiert, der kann ja immer noch "Forschen auf Deutsch" lesen".

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