Freitag, 5. September 2008

Broders Law

Eine Meldung -- oder vielmehr die darin mitgeteilte politisch-logische Konstruktion, die gestern in der SZ zu finden war, geht mir nicht mehr aus dem Kopf.
Also, Evelyn Hecht-Galinski, Tochter von Heinz Galinski, wird von Henryk M. Broder antisemitischer und antizionistischer Behauptungen geziehen. Evelyn Hecht-Galinski schaffte es bis zur einstweiligen Verfügung. Broder darf das nicht mehr behaupten. Broder legt Widerspruch vor einem Kölner Gericht ein. Usw.
Dann aber: "Entscheidend ist", so die SZ, "ein anderer Satz Broders: Dass es Evelyn Hecht-Galinski nicht zustehe, sich den Vorwurf, sie sei eine Antisemitin, zu verbitten, 'weil sonst Antisemiten entscheiden dürften, was Antisemitismus ist, als ob Pädophile entscheiden könnten, was echte Kinderliebe ist.' "
Die SZ nennt das erst einmal "eine moralische Keule der furchtbarsten Art". Nur -- das warum diese Aussage falsch ist, ist damit noch nicht gesagt. Wohlgemerkt: Es geht mir hier nicht darum, wer Recht hat. Es geht darum, dass gesagt wird: "Ein Mitglied der Gruppe A kann nicht darüber urteilen, ob ein Mitglied der Gruppe A, erst selbst oder jemand anders aus der Gruppe A, die zentrale Eigenschaft A* hat -- die zentrale Eigenschaft, die Menschen zu Mitgliedern von A macht.
Ich erinnerte mich plötzlich daran, dass ich irgendwo in Frankreich einmal auf eine Internet-Seite von boy lovern gestoßen bin, die etwas weinerlich sich gegenseitig vorbeteuerten, wie schön und gut ihre tiefen Gefühle für Knaben seien. Das Sexuelle war sozusagen nur das Ergebnis schöner Gefühle. Wie also?
Wenn man gegen Broder etwas einführen muss, dann das: dass die Sprachgemeinschaft, diese nebelhafte Gesamtrunde, in der Diskussion bestimmt, was antisemitisch ist und was nicht, nicht ein Einzelner. Denn es gilt eben auch: Auch der Philosemit kann nicht bestimmen, wer Antisemit ist. Es muss die Sprachgemeinschaft sein, die frei diskutiert.

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