Donnerstag, 13. November 2008

Sexueller Missbrauch in Migrantenfamilien?


Der Artikel von Cathrin Kahlweit in der Süddeutschen von heute (Nr.264, Donnerstag, den 13. November 2008, Seite 3) kennt zurückhaltende Stellen:

"Ob es sexuellen Missbrauch in Migrantenfamilien häufiger gibt als in deutschen, genauso oft oder seltener - niemand weiß es. Es gibt hierzulande nur eine Untersuchung, die darauf hindeuten könnte, dass in traditionellen, muslimischen Familien mit ihrem rigiden Ehrenkodex und der Vormachtstellung der Männer eine besondere Problematik besteht: Eine Studie, die das Bundesfamilienministerium veröffentlichte, gab 2004 erste Hinweise auf eine erhöhte Zahl von Gewaltfällen in muslimischen Familien. Fast 40 Prozent der Frauen türkischer Herkunft hatten angegeben, körperlicher oder sexueller Gewalt in der Familie ausgeliefert gewesen zu sein; bei den deutschen Frauen waren es 25 Prozent. Dass körperliche Züchtigung zur Erziehung gehört, findet ohnehin die Mehrheit türkischer Eltern. Erziehungswissenschaftler Ahmet Toprak von der Uni Dortmund beklagt: Das Unrechtsbewusstsein türkischer Frauen, die Gewaltopfer wurden, sei wenig ausgeprägt; 'die bestätigen oft den Anspruch ihrer Männer auf Schläge und glauben, das sei deren gutes Recht', sagt Toprak etwas ratlos - 'weil sie es selbst so erlebt haben.'"

Aber dann kommen auch gut begründete Vermutungen vor. Hier etwa:

"Es gibt [...] eine Allgemeinärztin aus Bayern zum Beispiel, die mit einem Türken verheiratet ist. Sie vermutet des Öfteren sexuellen Missbrauch, kann das aber selten belegen. 'Einmal hatte ich eine Patientin, die von ihrem Vater schwanger war. Weil ein Frauenarzt skeptisch war und die Sache nicht ruhen ließ, flog es auf. Das Mädchen wurde von seiner Familie verstoßen.' Missbrauch in türkischen Familien, weiß sie, sei noch schambehafteter als bei Deutschen. 'Darüber spricht man nicht. Nie. Schon gar nicht mit einer Deutschen. Eine Frau hat mal zu mir gesagt, wenn sie damit rausgehen würde, wäre das ihr Todesurteil.' Seyran Ates, türkisch-deutsche Frauenrechtlerin und Anwältin in Berlin, die gerade an einem Buch über 'Islam und Sexualität' arbeitet, bestätigt das: 'Eine Frau, die über diese Verbrechen spricht, bringt sich in Gefahr.'"

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