Dienstag, 2. Dezember 2008

Behördensprache und Internet

Ich würde gerne eine Forschungsstelle über die "Menschen- freundlichkeit von Behörden im Internet" gründen. Eine der Punkte: die mnemotechnische Gestaltung von Internet-Adressen, vulgo: URLs. Dazu zwei Beispiele:
1. www.bayern.de ist sehr leicht zu merken, aber nichtssagend. Verbirgt sich dahinter ein Touristenverband, die Landesregierung oder ein Fanclub des 1. FC Bayern München?
2. www.bybn.de ist das andere Extrem. Für den, der zu dieser Stelle gehört, hat die Adresse gewiss etwas Heimatliches, ja Heimeliges an sich. Es ist so wie mit allen kryptischen Abkürzungen der Amtssprache:
Kenntnis weist den Kenner aus! 
Der Beamte und die Angestellte sind stolz, dass sie da ihr Fachwissen, das immer zugleich Herrschaftswissen ist, unter Beweis stellen können. Nur für den Bürger oder den, der nicht alle Tage mit dieser Stelle zu tun hat, ist www.bybn.de eine URL mit sieben Siegeln.
Wie könnte man in beiden Fällen etwas verbessern? Nun, das wäre ja die Aufgabe der Forschungsstelle i. G. (Ach so, ja: i. G. heißt "in Gründung". Auch so eine amtliche Redeweise. Eine Stelle, die auf dem Weg zur eigenständigen Existenz ist, die es aber offizielle, mit Briefkopf und Siegel sozusagen, noch nicht gibt.)
Hinzu käme die Sprache von Mitteilungen der Behörden und der jeweils untergeordneten Stellen. 
Übungsaufgabe für potentielle Mitarbeiter der Forschungsstelle: 
"Verbessern Sie bitte die nachfolgenden Sätze, sodass er verständlich(er) werden!"
[...] dieses Informationsblatt soll Ihnen einige Hinweise geben, die Ihnen vielleicht bisher noch nicht bekannt waren oder denen Sie noch nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt haben. Das Informations- blatt kann auf den Seiten des Landesamtes für Finanzen im Bayer. Behördennetz (www.bybn.de/lff) bzw. im Internet (www.bayern.de/lff), Punkt „Information“, Unterpunkt "Mittei- lungen", abgerufen werden.
Man merkt diesen Sätzen übrigens sogleich an, dass sich da jemand um Verständlichkeit und Bürgernähe redlich bemüht hat; aber halt, leider-leider, haut die Sache noch nicht hin. Schon allein, dass mit 'Hinweise, die Ihnen ... nicht bekannt waren' ist in sich schief. Es geht ja nicht um die Hinweise. Die waren mit Sicherheit dem Lesenden noch nicht bekannt. Die werden -- die Hinweise -- ja gerade hoch individuell und kreativ erstellt. Nein, es geht um Inhalte, auf die nun hingewiesen werden soll. Die kennt der Leser oder die Leserin vielleicht noch nicht. Diese Feinheit müsste also jetzt, neben so einigem anderen, in die neuen Sätze eingehen. Wie macht man das?

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