Donnerstag, 26. März 2009

Klimawandel? Klimakatastrophe.

In der ZEIT von heute, als vom 26.03.2009, S. 17, Dossier, ist ein Interview mit Professor Schellnhuber vom Potsdamer Institut für Klimaforschung. Es wird einem ziemlich anders, wenn man das liest. Die sachlich vorgetragene Befürchtung, dass unsere Welt in 100 Jahren nicht mehr wiederzuerkennen sein wird, wenn wir nicht schnellstens umsteuern. Plus den eingestreuten Hinweisen des Professor Schellnhuber, dass er auch nicht so recht weiß, woher die politischen Mittel kommen könnten, um da noch umzusteuern.
Zwei Dinge fallen auf. Zum einen, dass die Klimaforscher sich baldmöglichst mit den Anthropologischen Psychologen zusammentun sollten. 
Hoppla! OK, diese Wissenschaftsdisziplin gibt es noch nicht? Stimmt. Mein Gott, sind wir spät dran. Diese Disziplin müsste erst noch gegründet werden. Sie müsste die -- schon bekannten -- Tatsachen weiter erforschen, dass die Menschen durch ihre evolutionären Voraussetzungen nur fünf Jahre in die Zukunft fühlen können. Alles, was weiter in der Zukunft liegt, können sie berechnen, aber nicht erfühlen. Und sie ändern sich nur, wenn sie etwas erfühlen können. Was kann man da tun? Eine synthetische Droge ins Trinkwasser mischen, die die Zeit- und Bedrohungswahrnehmung ändert?
Alles Quatsch sowas? Aber wenn es am Ende tatsächlich um den schon deutlich vorauszusehenden Kollaps geht? Sollte man dann nicht vielleicht doch das Rauchen aufhören oder das Essen einschränken? Denn die Menschheit heute ähnelt ja dem Suchtraucher, der trotz schon sichtbarem Raucherbein dennoch nicht von der Kippe lassen kann. Oder dem Lustfresser, der weiß, dass sein Übergewicht ihn geradewegs zuerst zu den kaputten Knien und wenig später in den Infarkt führt. Aber er frisst doch munter weiter. Er kann einfach nicht anders.
Das Zweite: Auf S. 65 der selben ZEIT beginnt die Rubrik REISEN. Da schaut ein Baby zum Flugzeugfenster hinaus. Hier ist von den Urlaub-Airlines die Rede. Die Menschen sind wieder modern. Jetset eben. Und sie ist ja auch weit, weit – 48 Seiten weit! – von dem Interview mit dem Klimaforscher entfernt, die Rubrik REISEN! Diese Rubrik will sich die ZEIT natürlich nicht nehmen lassen. Die Freiheit des ZEIT-Klientels, das ist doch eine feine, zeitgemäße Sache. Es geht schließlich um gewachsene Grundbedürfnisse von Leserinnen und Lesern!
Ich denke: Die drohende Klimakatastrophe wird erst im Bewusstsein angekommen sein, wenn die ZEIT-Redaktion sieht, dass man nicht auf S. 17 Klima-Hüh! und auf S. 65 Urlaubsreisen-Hott! schreien kann, ohne sich als total plemplem zu outen. Im Moment sind die ZEIT-Journalisten noch: Hitler-Tagebuch-Veröffentlicher der neuen, invertierten Art. Das, was der STERN mit Blick in die Vergangenheit getan hat, nämlich sich bis auf die Knochen zu blamieren, das tut die ZEIT-Redaktion mit Blick in die Zukunft.

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