Freitag, 26. Juni 2009

Luther, die Juden und die Wikipedia

Eine Übernahme aus einer Wikipedia-Diskussion. Ich kommentiere nicht.


"Dazu kam eine Politisierung des Christentums in lutherischer Tradition wie bei dem Berliner Hofprediger Adolf Stöcker. Luthers antijüdische Schriften wurden wiederentdeckt und ausgiebig für antisemitische Propaganda benutzt. Daran konnten später Nazis wie Julius Streicher, Alfred Rosenberg und „Der Stürmer“ anknüpfen. Dabei wurde allerdings Luthers theologischer und zeitgeschichtlicher Kontext stets ignoriert. Erst ab 1945 begann die evangelische Kirche, zeitbedingte Judenfeindlichkeit und genuine Wort-Gottes-Theologie bei Luther auseinanderzuhalten."
Das halte ich am Ende für eine blässliche Schutzformulierung, nach der nicht sein kann, was nicht sein darf. Das Gute ins Kröpfchen des Gültigen, das Schlechte ins Töpfchen der Zeitbedingtheit So wird man dann in 100 Jahren auch die "zeitbedingte Judenfeindlichkeit" jener Nazis einordnen, die neben ihrer "Verfehlung" was Gutes getan haben, kann es im Grunde genommen heute schon. Sachlicher ist es anzuerkennen, dass auch große Geister grässliche Antisemiten waren, zu jeder Zeit. --Delabarquera 00:01, 26. Jun. 2009 (CEST)
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Luther war kein Antisemit, sondern im damaligen Katholizismus einer der ersten, der die unbedingte Geltung des Bundes Gottes mit den Juden anerkannte. Er wurde später zu einem Hasser der "verstockten" Juden, die an ihrer Religion festhielten. Er wollte sie nicht vernichten, sondern an ihrer Religionsausübung hindern und bemühte dazu die damals üblichen lange vorgeprägten Klischees.
Das soll gar nichts rechtfertigen, es war auch so übel und wirkungsmächtig genug. Aber diese historische Differenzierung ist gerade deshalb nötig, damit die Nazis und ihre heutigen Anhänger sich nicht u.a. auf Luther berufen können, um zu behaupten, es sei doch irgendwas Gutes, gar "Christliches" an ihrem Völkermord gewesen.
Und auch die banale Feststellung, dass es "zu jeder Zeit" "grässliche Antisemiten" (Judenhasser) gegeben haben soll, spielt der Geschichtsfälschung der Nazis in die Hände, die mit solch angeblich unverändlicher, zeitloser Judenabneigung auf einen "Rasseninstinkt" schließen, der das Böse in den Juden immer wieder "wittere" und jedes humane Zusammenleben mit ihnen illusorisch mache. Jesusfreund 08:42, 26. Jun. 2009 (CEST)
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Also, ich kann mir nicht helfen: Das überzeugt mich nicht. Man kann doch mit dem Argument, eine bestimmte kritische Sicht einer Person würde den Neo-Nazis in die Hände spielen, nicht den eher schlichten, aber vernünftigen Gedanken und die entsprechenden Formulierungen ablehnen. Mir geht es darum zu sagen: Die Ablehnung der Juden hat eine lange Tradition, die uns heute sehr fremd vorkommen muss, die aber nach einer tieferen Erklärung verlangt. Solange man diese Erklärungen nicht gefunden und überzeugend formuliert hat, sollte man, meine ich, nicht das immer gültige und darum eben auch nichts-sagende Argument von der Zeitbedingtheit bemühen. --Delabarquera 16:58, 26. Jun. 2009 (CEST)
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Tja, mit philosophischen Allgemeinplätzen dieser Art leistest du keine Artikelverbesserung. "Zeitbedingt" ist im Kontext auf die damaligen Klischees bezogen, die Luther aus der katholischen Tradition übernahm. Das ist belegt. Um Kenntnisnahme der Belege kommt hier niemand herum, der nicht abstrakt herumschwurbeln, sondern mitarbeiten will. Für privates undefinierbares Unbehagen gibt es Drogerien und Apotheken. Jesusfreund 17:25, 26. Jun. 2009 (CEST)
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WOW! --Delabarquera 13:18, 27. Jun. 2009 (CEST)

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Nachtrag (17.08.2015, 17:48): Der her so engagierte Jesusfreund schreibt später zum Abschied von der Wikipedia dies:

Wikipedia: ZU LANGSAM, ZU MÜLLVERLIEBT, ZU KLEINKARIERT, ZU HERZLOS GEGENÜBER DEN ERNSTHAFTEN, SCHLICHT UND ERGREIFEND ZU DOOF. Das reicht auch mir irgendwann. Bin dann mal weg. Jesusfreund 21:22, 7. Mär. 2011

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Und eben darum lehne ich Kommentare dazu auf DIESER Seite vollständig ab. Rekompostiert euren Scheißhaufen, wenn ihr könnt, aber nicht hier und nicht mehr auf meinem Rücken. Ade. Jesusfreund 10:31, 9. Mär. 2011