Freitag, 25. September 2009

Die bayerische "Medaille für besondere Verdienste" [Peter Meding]

Meine Anfrage vor drei Tagen, per Mail, bei der Pressestelle des bayerischen Innenministeriums, dem der Herr Minister Joachim Herrmann vorsteht.

"Gestern abend habe ich im Vorbeigehen in einem Fernsehsender einen kurzen Bericht gesehen, dem zufolge ein Mann ebenfalls die 'Medaille für besondere Verdienste um die Innere Sicherheit' bekommen sollte, dann aber wieder ausgeladen wurde. Weil er einmal wegen Haschisch-Besitz vor Gericht gestanden hat. Das Bemerkenswerte: der Mann, der vor der Kamera erschien, machte einen durchaus normal-bürgerlichen Eindruck. Er hat bei seiner Hilfeleistung, so der Sender, gesundheitliche Schäden davongetragen und steht kurz davor, deswegen in die Obdachlosigkeit zu geraten. | Ich habe mir leider die genauen Sendedaten nicht gemerkt, aber die Sache geht mir nach. Ihnen ist der Fall sicherlich aber auch ohne genaue Quellen-Hinweise bekannt. | Frage: Ist diese Darstellung des Fernsehsenders zutreffend?"

Ich habe nicht geglaubt, dass ich Näheres herausfinden werde. Nicht vor der Antwort aus dem Ministerium, auf die ich zuversichtlich hoffe. Aber was ist der Fall? Die SZ meldet es heute:

Kommentar
Der tiefe Fall eines Helden
Es gibt ihn also auch, den Helden, mit dem man sich auf staatlicher Seite nicht so gern schmücken möchte. Einen, der Ehre zwar verdient hätte, den die Politik aber partout nicht feiern will. Peter Meding aus Tutzing ist offenbar so ein Mensch. Der 50-Jährige hatte 2008 eine Gruppe von Kindern vor brutalen Schlägern geschützt und war daraufhin selbst verprügelt worden. So schwer, dass es ihn danach regelrecht aus der Bahn geworfen hat. Eigentlich hätte er am Montag die Verdienstmedaille von Innenminister Joachim Herrmann überreicht bekommen sollen. Doch das Ministerium lud ihn kurzerhand wieder aus, weil sich herausstellte, dass Meding schon mal mit Drogen erwischt worden war.
Der Fall des couragierten Helfers macht deutlich: Dankbarkeit kann ein sehr kurzlebiges Mitgefühl sein. Wenn ihm jetzt die Ehrung für seine Tat verweigert wird, ist das der Höhepunkt eines beispiellosen Falls. Meding ist seit dem Überfall bis ganz nach unten durchgereicht worden. Er ist heute ein Sozialfall, hat Schulden und keine Arbeit. Er hat in der Vergangenheit einiges falsch gemacht. Aber taugt er deshalb nicht als Vorbild?
Meding fühlt sich zu Recht im Stich gelassen, schließlich hatte er ohne Umschweife geholfen, als andere seine Hilfe benötigten. Was also unterscheidet Meding von Dominik Brunner, der mutig Kinder am Münchner S-Bahnhof Solln vor Schlägern beschützte, dafür aber mit seinem Leben bezahlte? Auch Meding hat alles richtig gemacht, als er sich für bedrohte Kinder einsetzte. Er hat vorgelebt, was Ministerpräsident Horst Seehofer gerade erst wieder als "Kultur des Hinsehens" bezeichnete. Meding hat die Auszeichnung verdient. Mike Szymanski"


Quelle: Süddeutsche Zeitung, Nr. 221, Freitag, den 25. September 2009 , Seite 33

Mal sehen, was da die Antwort aus dem Hause Hermann sein wird.

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Inzwischen ist eine Eingangsbestätigung für meine Nachfrage aus dem bayerischen Innenministerium eingetroffen. Als Brief, nicht als Mail. Und im Bayerischen Rundfunk habe ich heute morgen eine Stellungnahme eines Ministeriumssprechers gehört. Peter Meding ist auch zu Wort gekommen. Offenbar wurde er wegen eines Rauschgiftdelikts zu einer Bewährungsstrafe verurteilt und hat dann -- wegen unerlaubten Traktor-Fahrens -- gegen die Bewäh- rungsauflagen verstoßen.

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