Mittwoch, 6. Januar 2010

Ein ZEIT-Magazin

Gedanken beim Durchblättern eines ZEIT-Magazins.
  • "Die Selbstinszenierung der modernen Väter". Umschlag. Dazu ein Bild eines recht jungen Mannes mit den Händen auf einem Schwangeren-Bauch. Streckt er, der sonst Schlanke, den eigenen Bauch nur vor oder ist da was gefakt? Auf jeden Fall etwas überkandidelt, das Bild wie der Text. Aber so ist es nun mal, das ZEIT-Magazin. Das Überkandidelte als der moderne Lebensentwurf für moderne Menschen.
  • Ach, apropos überkandidelt! Auf der nächsten Seite, also auf der Rückseite des Umschlags, ist eine Anzeige. Bree. In einem eigens gestylten Schriftzug aus Großbuchstaben. Nie gehört. Eine seltsam fahrig lachende blonde Frau, nackt soweit zu sehen, hält die Handtasche, für die geworben werden soll, vor die Brust. Die Haare hochtoupiert, so als sei sie gerade aufgestanden. Das Ganze aber natürlich kunstvollst arrangiert. Dunkel unterlegte Augenpartie. Ich kannte mal eine Schwedin, Ulla, die Freundin von Güniz, seinerzeit, in Tübingen, die ungefähr so gelacht hat wie dieses Model. Ulla schwärmte so sehr für schwarze Männer! Sie ist einmal hinter einem -- den hat sie wohl als GI kennengelernt; aber da bin ich mir wirklich nicht mehr sicher --, also sie ist hinter dem in die USA hergereist. So verliebt war sie. Ist trotzdem nichts geworden. Das letzte was ich gehört habe -- von Güniz? -- war, dass sie mit einem schwedischen Zahnarzt verheiratet ist. Oder war. Ist schon wieder so lange her. (Und ich will dann doch wissen, wer sich hinter Bree verbirgt. Und siehe da -- offenbar ein Riesen-Werbeaufgebot und dabei Taschen, die direkt übers Internet vermarktet werden. Zu durchaus noch bezahlbaren Preisen. Ob das gut gehen kann?)
  • Martenstein, den ich immer lese. Launig wie immer. Diesmal über die Auswahl unter Bewerbern. Als ich letzthin sehr kritische Studenten, die an allem und jedem was auszusetzen hatten -- vor allem an jedem und jeder --, ich habe also gefragt, wen sie denn positiv sähen. Also so, dass sie so sein möchten. Da sagte nach längerem Nachdenken ein junger Mann kurz und knapp: Martenstein. Und was soll ich sagen? Ist schon ein toller Typ, der Martenstein. Nicht nur ausweislich seines Schreibens in dieser Kolumne. Sogar als Darsteller macht er sich nicht übel. Was hab ich ihn da gesehen? Mal sehen, ob ich es schnell finde... Also das, was ich gesucht habe, eine SPIEGEL-Konferenz der Erinnerung nach. Aber es gibt genug, und das da ist auch nicht schlecht. Und im Übrigen glaube ich, dass Martenstein wie in einem Traum lebt. "Das -- dieser ziemlich berühmte Kolumnist --, das bin ich!? Unglaublich. Hätte ich mir das mit 17 träumen lassen, damals, als man noch Träume hatte? Lebe deinen Traum! Recht so. Aber -- habe ich meinen Traum verwirklicht, wie man so sagt? Oder hat mich ein Traum verwirklicht?" So ungefähr muss Martenstein fühlen.
  • Städteslogans und Tiger Woods, das überschlage ich mal.
  • Jetzt kommen die Väter-Darsteller. Irgendwo erfährt man, dass es Bauchprothesen aus -- Schaumstoff, glaub ich, sind. Was für affige Bilder und was für ein gaghaft-affiger Artikel. Gewollt zeitgeistig. Es gibt nichts Schlimmeres im Journalismus!
  • Und gleich dahinter die 3. Welt und der Mord an einem Bauern-Vertreter in Brasilien. "In dem Land [Brasilien] verfügen drei Prozent der Bauern über zwei Drittel des bebaubaren Landes." Wo findet man die Zahlen sonst? Jetzt also nicht die des bebaubaren Landes und seiner Besitzer, sondern der Reichtumsverteilung allgemein?
  • Ich halte inne: Irgendwie ist das alles, als ob einer auf der Totenfeier Witze erzählt. Oder vielleicht nicht grad Witze. Aber halt nicht in der einen oder anderen Form über den Toten und den Sinn des Lebens spricht. Deplaziert [sic] das eine oder andere.
So, jetzt ist es auch genug. Dass Dieter Althaus zurückgetreten ist, Schande! Das hab ich nicht mitbekommen. Siehe S. 46. "Der Verlust des Amtes war auch befreiend." Na also.

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