Dienstag, 30. März 2010

Leichtes Ekelgefühl als Argument

Viele Menschen -- und nicht nur einfache Gemüter -- halten ihr persönliches Bauchgefühl schon für ein Argument. Manche halten ihr Bauchgefühl sogar für das entscheidende Argument. Und der Witz ist: Sie liegen damit gar nicht falsch! Argumente sind vom argumentativen Hintergrund vollständig abhängig, und das Tragische an der Aufklärung und an der Theorie des Rationalismus 1. Stufe ist es, das nicht erkannt oder jedenfalls nicht akzeptiert zu haben. Allerdings, es gibt Grenzen des Bauchgefühls. Grenzen, die allerdings anders verlaufen, als viele Rationalisten der 1. Stufe glauben.

Also, der technische Rationalismus ist mächtig, weil er auf drei unhintergebaren Fakten beruht: Wer mathematisch-technisch mehr weiß und kann baut a) die mächtigeren Waffen und ist b) bei der Produktion technischer, verkaufbarer Güter besser. Hinkommt c), dass der technische Rationalismus die Zukunft besser voraussagen kann. Jedenfalls in den nicht zu komplexen, den berechenbaren Gefilden. (Beim Wettervorhersagen ist die Sache schon ziemlich zäh, wie wir wissen.)

Aber nun kommt's! Die technischen Rationalisten, die, wären sie politisch eine einheitliche Bruderschaft, die mächtigste Partei der Welt wären, diese Rationalisten lassen sich vor den Karren von Politikern und Unternehmern spannen, die in manchen Fällen nicht den geringsten Schimmer von den technischen Abläufen haben. Oder besser und anders herum: Das politische Vorzeichen in diesen Menschen + ihre politische Hilflosigkeit macht sie zu Werkzeugen ohne eigenen Willen. Hinzukommt gelegentlich die Hoffnung, anständig Geld zu verdienen. Wobei "anständig verdienen" bei vergleichsweise moderaten Beträgen beginnt.

Was beispielsweise versteht der Bauingenieur Mahmud Ahmadinedschad von Atomphysik? Und dass er ein wenig technisches Verständnis haben wird, ist vollkommen überflüssig für das Ziel, Atomwaffen für den Iran zu bekommen. (Sagen wir es mal so: Der Präsident könnte die formale Vorbildung von Joschka Fischer haben -- als Politiker, der weiß wie die Macht funktioniert, wäre es durchaus ausreichend für seinen Posten qualifiziert.)

Nun denn, conclusio: Rationalismus ist etwas, das man nur lehren kann, wie man gutes Benehmen, das Absehen vom hemmungslosen Durchsetzen von eigenen Interessen lehrt. Erst wenn der, der sich wie eine politisch-offene Hose benimmt, wie ein Depp in der Öffentlichkeit dasteht, erst dann ändert sich etwas. Wenn allerdings der Mächtige eine unmittelbare Umgebung findet, in der er nicht als Depp dasteht, kann er, als internationaler Depp, durchaus bis zu seinem Lebensende ein mächtiger Politiker in seinem Land bleiben. Schauen wir mal, nur so als Beispiel, auf das Leben von Robert Mugabe...

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