Donnerstag, 1. April 2010

Kohl als Revolutionär

Da ruft beim Bayerischen Rundfunk ein Nachfahre des Herrn von Herder an, der sich arg aufregt, dass er -- er sei nun gottseidank im Westen wohlhabend geworden -- die Ländereien und das Schloss seiner Vorfahren zurückkaufen müsse, weil Kohl die unrechtmäßigen DDR-Enteignungen nicht rückgängig gemacht habe. Kohl in den Augen dieses Mannes ein Umstürzler und Enteigner.

Warum ist mir, mir als doch recht Konservativem, dieser Mensch von Herzen unsympathisch? Warum möchte ich ihn daran erinnern, dass es Zeiten gab, in denen seinesgleichen das Schicksal des fran- zösischen Adels und des französischen Königs Ludwigs XVI. blühte, und wir nehmen das heute doch eher als gesellschaftlichen Fort- schritt. Auf das Blutvergießen nach 1789 würden wir zurückschauend gerne verzichten, aber auf die Enteignungen und den Machtverlust einer bigotten, sich selbst beweihräuchernden Pseudo-Elite wohl doch eher nicht. Jener Elite, die immer der Ansicht war, dass die umfangreichen Ausbeuter-Taten ihrer Vorfahren die Legitimität der Besitzungen schon garantiere. Aber in historisch-rechtlichen Dimensionen zu denken war die Sache der traditionell Herrschenden noch nie. Wie auch. Es ginge ja gegen ihre dumpf-selbstverständlichen Interessen.

Und am Ende überlegen wir also: Was unser Kohl-Robespierre doch alles so bewirkt hat!

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