Sonntag, 26. Dezember 2010

Das Schweigen der Fälscher

Ich halte fest, aus der FAZ:

Kunstmarktskandal (II)
~
Der millionenschwere Kunstfälschungsskandal um die Sammlung Jägers stellt die Praxis des Kunstmarkts in Frage. Warum waren die Täter so erfolgreich? Warum versagten die Experten? Wie soll man sich schützen?

Von Niklas Maak

Max Pechsteins "Seinebrücke bei Paris": auf der Fälschung wird der Kirchturm zur Rauchwolke
20. September 2010
Der Fälscher war gut, und das wusste er auch. Er konnte malen wie ein Expressionist, er kriegte die überhitzten Farben und das Schrille und Zackige und Rissige der modernen Klassiker herrlich gut hin - aber dann, wie immer in diesen Geschichten, unterlief ihm ein Fehler, der alles auffliegen ließ. Der Fälscher hatte sich Vorlagen gesucht, ein Gemälde und eine Zeichnung des Expressionisten Max Pechstein, das die Seine und Boote zeigt; er wollte ein Bild malen, das aussehen würde, als stamme es aus der Zeit, als Pechstein serienweise Schiffe und Brücken malte. Also sollte sein Bild der echten Zeichnung möglichst ähnlich sein. Für den Fälscher ärgerlich waren die verschwommenen, expressionistisch überhitzten Konturen seiner Vorlage. Was sollte das Gezacke, das Pechstein da aufs Papier brachte, bitte darstellen? Der Fälscher war ratlos. Er machte einen Fehler - er interpretierte die Form. So wurde aus einem Kirchturm im Hintergrund eine schiefe Rauchfahne. Nun hatte Pechstein durchaus ein revolutionäres Gemüt, er war Mitbegründer der Novembergruppe und des Arbeitsrats für Kunst - trotzdem ist es unwahrscheinlich, dass er sich entschied, in Varianten seiner Bilder nur noch Rauchsäulen zu lassen, wo Kirchen waren.
...

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen