Dienstag, 27. November 2012

U-Bahnliches

In der U-Bahn zwei Situationen, denen ich entfliehen möchte:

Eine ordentlich gekleidete und auch recht gutaussehende Frau, geschätzt zwischen 40 und 45, redet mit starkem Akzent und sehr laut und pausenlos auf einen Mann ein. Der ist offenbar Deutscher. Wäre unproblematisch, wenn das Reden nicht so laut wäre und wenn ich nicht lesen möchte. "Und aals ich dann von Ruuusland gekommen bin, ..."

Eine halbe Stunde später, eine andere Linie. Ich setze mich und lese wieder. Es setzt sich neben mich eine Frau und mir gegenüber plaziert sie einen Menschen, der, wie ein paar Sekunden später klar wird, behindert ist. Keine schweren Deformationen äußerlich zu erkennen. Aber der junge Mann -- oder ist es ein etwas dickliches Mädchen -- steht alle fünf bis zehn Sekunden auf und artikuliert sehr laut Unverständliches. Er möchte die Frau anfassen. Die Frau verwehrt dem Behinderten mit heftigen Abwehrbewegungen die Berührung und stößt ihn auf den Sitz zurück, im Tonfall, wie man einem Hund sagt: "Kusch!"  Oder "Auf deinen Platz!" In seiner Not ergreift der Junge die Hand der fremden Frau, die neben ihm sitzt. Die lächelt etwas gequält, bleibt aber souverän. Und dann wieder und wieder das Aufstehen und hierauf der laute Hundetrainer-Ton der Betreuerin, die ihn in den Sitz stößt.