Montag, 31. Dezember 2012

Würzburger Doktorfabrik

Beim Aufräumen des Zeitungskorbs fällt mir ein Artikel aus der ZEIT (Nr. 47, 15.11.2012, S. 73, Rubrik Wissen) in die Hände, den ich übersehen hatte:

PROMOTIONEN || Würzburger Doktorfabrik || Ein Professor für Medizingeschichte soll über Jahre hinweg Dissertationen gegen Spenden selbst verfasst haben. Von Daniel Müller. | ... Wer sich mit diesem Fall befasst, dem begegnet eine grotesk verkommene Wissenschaftswelt. Es gibt dort Eitelkeit und Missgunst, Ruhmsucht und Denunziation. Es geht um den Verdacht auf gekaufte Doktortitel, um einen windigen Promotionsvermittler und merkwürdige Spenden, um angeblich gefälschte Beweise und anonyme Hinweisgeber. Und es geht um einen Mann, der sein Leben der Wissenschaft gewidmet hat und am Ende an ihr zerbrochen ist. | Wer den Fall verstehen will, muss zurückgehen ins Jahr 2005. Der ehemalige Lehrstuhlinhaber Prof. Dr. Dr. Dr. h.c. Gundolf Keil, der 25 Sprachen sprechen soll, ein »Mann von lexikalischem Wissen«, wie unabhängig voneinander gleich drei Kollegen sagen, ist seit 18 Monaten emeritiert. | In jenem Sommer 2005, Keil ist 71, wähnt sich der einflussreiche Mann auf dem Zenit seiner Karriere. Erst kürzlich hat er seine 250. Dissertation betreut, eine unglaubliche Zahl. »Er ist damit überall hausieren gegangen«, sagt ein emeritierter Professor der Fakultät. Für Keil habe in dieser Zeit nur noch der Ruhm gezählt, der Eintrag in die Geschichtsbücher. Doch dann entdeckt sein Nachfolger, Professor Michael Stolberg, eine ganze Reihe von Dissertationen, die ihm ungewöhnlich vorkommen. ... 

Den Artikel gibt es, mitsamt interessanter Leser-Meinungen, auch im Netz. Wissenschaft in Deutschland? Staunen, immer wieder auf's Neue.