Montag, 3. Juni 2013

Universitäten -- "Statt Wettbewerb: Kartelle"

Das gilt es unbedingt festzuhalten: Ulrich Radtke (Rektor Uni Essen): "Die selbsterklärten Auserwählten. Wie Clubs und Kartelle der deutschen Hochschullandschaft schaden". Forschung & Lehre 6 / 2013, S. 472-474.

Anschließend erklärend: Radtke habe sich gegen das Entstehen immer neuer "Hochschulverbünde" gewandt, die sich ihre Wichtigkeit selbst bestätigen.

Damit ist aber das wahrscheinlich viel größere Problem nicht zu fassen, nämlich die informellen Bekanntschaftskartelle der absolut Mittelmäßigen, die sich, natürlich vor allem in Geisteswissenschaften, aber vielleicht auch in anderen Bereichen und Richtungen der Universitäten, gegenseitig zu Geistesgrößen erklären und auf Stellen hieven. 

Meine Erinnerung: Ich höre mir ein Habilitationskolloquium an einem anderen Fachbereich meiner Uni an. Während es "bei uns", in meinem Fachbereich, in einem solchen Kolloquium hart zur Sache geht und der Kandidat auch schon mal Blut und Wasser schwitzt und anschließend zur Wiederholung einbestellt wird, ist das hier reine Formsache. Darum sind auch die Schnittchen und der Sekt für den anschließenden kleinen Umtrunk schon bestellt. Und ich traue meinen Ohren nicht: In dem Frage und Antwort-Spiel gibt es keinerlei Probleme, keine Kontroversen, und es gibt auch keinen einzigen eigenständigen und originellen Gedanke des zuerst Vortragenden und dann Befragten. Alles gediegenes Wiederkäuen von Angelesenem. (Ich kann das beurteilen, weil ich mich in diesem Forschungssegment zufällig gut auskenne.)

Ich habe die Sache dann noch ein wenig verfolgt: Dieser Kandidat wurde dann nach weiteren drei Semestern, nachdem durch gute wissenschaftsinterne Beziehungen unter den Mediokren und dann sogar durch parteipolitisch gut unterfütterte Einflussnahme im Ministerium einen anderen von der fertigen Berufungsliste verdrängt hatte, ein deutscher Professor.

So geht das! Und keiner kann es nachweisen. "Denn man sieht nur die im Lichte..." Also sollte man vielleicht auch gar nicht darüber sprechen, sondern höchstens satirisch tätig werden. Auf dass manche die Verhältnisse wiedererkennen.