Mittwoch, 10. Dezember 2014

Restaurant-Kurzkritik: Brasserie Oskar Maria ...

Salvatorplatz 1
80333 München

Wir waren zu zweit, hatten eine halbe Stunde Zeit, und wir wollten vor dem 'Literaturhaus-Event'  mit Lutz Seiler um 20 Uhr noch eine Kleinigekeit essen und trinken. Das Lokal war voll. Schön für den Betreiber. Ohne Reservierung nichts zu machen. Man können sich da -- Handbewegung -- aber einen Tisch nehmen, wenn jemand vorzeitig aufstünde, sagt der mit Platzanweiser-Befugnis sen ausgestattete Oberkellner.

Es ist schnell klar, dass hier die Sitte wie einst in der DDR herrscht: Man meldet sich auf jeden Fall erst mal an und fragt nach. Möglich, dass es bei solcher Beliebtheit des Lokals nicht anders geht. Angenehm ist mir diese Sitte generell nicht. Angenehm ist mir: Es steht auf den Tischen ein Schild "Reserviert", wenn der Tisch reserviert ist, und wenn nicht, dann kann man sich halt setzen wie man mag. Aber gut, da werden die Meinungen auseinandergehen.

Dann -- das Personal springt äußerst eifrig herum, es dauert aber doch 10 Minuten bis zur ersten Kontaktaufnahme. Und in den verbleibenden 20 Minuten ist dann keine Essenskleinigkeit mehr zu bekommen. Also halt ein Bier. Ein dunkles Bier gibt es nur als Weißbier, was bei mir immer eine sprachliche Verstimmung auslöst. Dunkles Weißbier! Aber da bin ich zu sprachempfindlich, ich weiß. Ein Helles.

Was mich dann allerdings endgültig verstimmt: Es kommt einer, der möchte den BISS verkaufen. Der Kellner hält ihn auf. Spricht mit böser Miene kurz auf ihn ein. Und dann, das gerade noch hörbar, der Kellner wendet sich ab, Daumen über die Schulter: "Raus!" Der Mann schleicht davon.

Die beiden, arg früh fürs Kirchenjahr, wie Sternsinger verkleideten Buben dürfen dann -- mit doch unangenehmen, weil die Töne nicht treffenden Stimmen -- singen: "Wir sagen euch an, den lieben Advent...". Sie halten sich immerhin kurz mit ihrem Singen. Anschließend wollen sie ein wenig  Geld einsammeln. Ich hätte sie gerne gefragt, ob sie das für sich oder für einen guten Zweck tun. Sie kommen aber nicht an unseren Tisch.

Zusammengefasst: Zu meinen Münchener Lieblingslokalen wird das Oskar Maria nicht. Und der Oskar Maria Graf -- ob er damit einverstanden wäre, wenn er noch was sagen könnte, dass dieses Lokal nach ihm benannt wurde? Ich kann ihn leider nicht mehr fragen, habe aber, aus der Kenntnis zweier seiner Bücher und seines Lebenslaufes, so meine Zweifel.