Donnerstag, 19. März 2015

Zur Theorie des Fälschens

Den Kontext kann man dann morgen nachlesen. Sicher aber bleibt, dass der Satz: "Haben wir denn nichts Besseres zu tun?" meist gewaltig in die Irre führt.

"... Soweit so gut: Doch dann zeigt der TV-Mann in seiner Sendung ein "Making of" des angeblich gefälschten Videos. An einem Bildschirm erklärt ein Mitarbeiter, wie mithilfe eines Videobearbeitungsprogramms die Hand ausgetauscht wurde. Die Szene hatte das Team angeblich zuvor aufwändig in einem Studio mit einem Double nachgedreht. Von dem ist am Ende nur noch der Unterarm zu sehen. Dieser wird dann vor laufender Kamera in das Varoufakis- Video eingefügt - und ist nicht mehr vom Original zu unterscheiden. / Anschließend schüttet Böhmermann Häme über seinen Kollegen Günther Jauch und die Öffentlichkeit aus, die die angebliche Ente von der obszönen Geste nur zu gerne geglaubt habe. Ob Böhmermann das Video wirklich gefälscht hat, oder nur so tut und damit die Öffentlichkeit zum Narren halten will, bleibt unklar." (sueddeutsche.de)

Nun ist Böhmermann, das neue Leuchtspurgeschoss am Medienhimmel, ja durchaus in paar Lacher wert;* aber dass mitten in der Griechenland-Finanzkrise so ein Humbug zu einem solchen Hin und Her führt -- mein lieber Scholli!

Doch Achtung! Da ist noch was. Wer genau hinsieht -- da lässt sich der Kern der Medientheorie für die Gegenwart auspulen: Alles hängt mit allem zusammen. Und zwar an Gummischnüren. Und jeden Tag versuchen eine Million Schnurnalisten, jeder für sich, eine, die eigene zentrale Meldung durch Ziehen an einer -- an seiner Schnur, durch das Medienloch unserer Volksaufmerksamkeit zu bugsieren, um damit den Tagesjackpot zu knacken. Böhmermann war da heute mal wieder der Geschickteste. Das Bild von der Sau und dem Dorf darf damit für veraltet erklärt werden.

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* Aus dem Kontext der Wikipedia gerissen: "Böhmermann begann ein Studium der Geschichte, Soziologie und Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften in Köln, brach dieses jedoch schließlich ab. Zuvor bewarb er sich an drei Schauspielschulen in München, Berlin und Hamburg, die ihn allesamt ablehnten." / "Böhmermann ist Urheber des Ausspruchs 'Fußball ist wie Schach – nur ohne Würfel'“, der u. a. von Spiegel Online und dem Kicker fälschlicherweise Lukas Podolski zugeschrieben und darum 2008 beinahe von der Deutschen Akademie für Fußballkultur zum Fußballerzitat des Jahres 2008 gewählt wurde." Nein, nicht der Spiegel oder der Kicker, auch nicht der Böhmermann sollte gewählt werden. Sondern, schon klar, der Spruch!