Dienstag, 6. Oktober 2015

Ich, der selbsternannte Floskeljäger

Manchmal kommt es einem vor, als sei die Welt doch von einem Unbekannten gesteuert. Wenn man beispielsweise ganz kurz nacheinander und vollkommen zufällig über das Gleiche stolpert. Hier also etwas, das ich in die Wikipedia geschrieben habe:

"Ich bin ein selbsternannter Floskeljäger, der, wo es nur geht, darauf hinweist, dass sich manche Redeweisen, weil irgendwie deppert-hipp, ins Sinnlose hinein verselbstständigen. Zu den sich verselbständigen Floskeln gehört das mit dem "selbstnannten X". Im vorliegenden Fall:

'...ist ein ehemaliger selbsternannter 'Sozialanwalt' ...'

Überdenken wir bitte mal: selbsternannt ergibt, jenseits einer vagen, grauen Polemik, die in sachlichen Texten nichts zu suchen hat, nur einen Sinn, wenn es parallel dazu auch Leute gibt, die ordentlich und korrekt ernannt werden. Nun werden 'Sozialanwälte' -- in sich schon ein seltsamer Begriff -- nicht ernannt; sie werden mit diesem Attribut belegt, wenn sie, ev. unter Verzicht auf normale Honorare, sich um "sozial Schwache" = Leute mit wenig Geld kümmern und diese vor Gericht vertreten. Sozialanwalt, wenn es diese Bezeichnung denn gibt, ist also nichts, wozu man von irgend einer Stelle oder einem Amtsträger gemacht = ernannt wird; es ist höchstens eine Bezeichnung aus der Praxis heraus. -- Warum ich so lange über diese Sache rede? Weil ich, wie bereits gesagt, ein selbsternannter Floskeljäger bin und auf latent depperte Redeweisen aus bin."

Ob das was bringt? Wahrscheinlich nicht. Das führt zu der Feststellung: Ich bin einfach zu gut für diese Welt.