Samstag, 31. Oktober 2015

Lyndon B. Johnson as MacBeth

Irgendwo im SPIEGEL-Gedächtnis ist es aufbewahrt gewesen. Ich wollte es schon längst nachgeschaut haben. Wie war das noch mal mit dem "Rutsch rüber ..."?

Jetzt komme ich dazu. Darauf gebracht hat mich:

Als der polnische Literaturwissenschaftler Jan Kott 1965 schrieb, Shakespeare sei unser Zeitgenosse, so deshalb, weil der Dichter den Mechanismus der Macht in totalitären Gesellschaften bloßlegte. Macbeth war Stalin oder einer der vielen kleinen Stalins des Ostblocks. Etwa zur gleichen Zeit feierte das Stück "MacBird" Erfolge, in dem der Machtmensch Lyndon B. Johnson durch den Mord an John F. Kennedy ins Weiße Haus kommt. (WELT)

Lyndon Johnson, Kennedys Nachfolger, mühte sich auch auf diesem Gebiet, seinen Vorgänger zu übertreffen: Seine Promiskuität war legendär in Washington. | "Dieser Präsident diskriminiert wenigstens nicht", hieß es in der Stadt - eine Anspielung darauf, daß er sich wahllos Partner ins Bett holte. Das jedenfalls behauptet unwidersprochen die US-Autorin Myra McPherson in ihrem Buch "The Power Lovers". | Seine Damen verglich Johnson gern, so McPherson, mit den Kühen seiner Ranch, wenn er prahlte, er habe ihnen sein "Brandzeichen" aufgedrückt. Auch gab es, wiederum nach Myra McPherson, an den Türen der Gästezimmer auf der LBJ-Ranch keine Schlösser - Besucherinnen mußten mit nächtlichen Visiten des Landesvaters rechnen, der ihnen in seinem rollenden Texanisch zuknurrte: "Rutsch ''rüber, hier kommt dein Präsident." (SPIEGEL)