Dienstag, 31. Mai 2016

Gaddafis Libyen war eine Demokratie?

Seien wir ehrlich, wer kannte und kennt sich schon mit Libyen wirklich richtig aus? Überraschend dieser Befund:

Oktober 21, 2015 Martin Bartonitz

Einar Schlereth hat gestern den Artikel Libyen: Vom reichsten Land Afrikas zum Terroristen-Nest veröffentlicht, in dem er über den vorletzten traurigen Akt des USA/NATO-Terrors gegen ein abtrünniges Land berichtet. Der letzte Akt Syrien läuft ja noch. Als es in Libyen los ging, kam mir doch Einiges daran merkwürdig vor, so dass ich fragte: Wer sind die Rebellen in Libyen? Warum wird darüber so wenig berichtet? In den vielen Kommentaren zu diesem Artikel kamen reichlich Fakten zu Tage, die aufzeigten, dass hier nach den verbrecherischen Kriegen in Afghanistan und Iraq der nächste Terrorakt ablief. Und das gegen das fortschrittlichste Land Afrikas, und was die Demokratisierung eines Volkes anging, vermutlich sogar eines der führendsten. Aber macht Euch selbst ein Bild auf Basis des folgenden Artikels, ebenfalls auf dem Blog von Einar veröffentlicht:

Gaddafis Libyen war Afrikas reichste Demokratie (Quelle)

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Überlegung: Wenn Libyen eine solch vorbildliche Demokratie war, wie konnte dann der Hass derartig hochkochen, nachdem Gaddafi nicht mehr ganz sicher und geheimdienstlich unterstützt im Sattel saß? Waren da immer und grundsätzlich nur die NATO und die USA schuld?

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Einer meiner Kommentare allerdings auch, in einem ZEIT-Forum:

Vorab einmal: Das Interesse an solchen Themen -- Afrika ist weit -- scheint hier im Forum eher gering zu sein. Was man nicht gutheißen kann. Aber warten wir mal ab. Die Meldung ist ja noch neu. -- Dann: Es ist das alte Lied, dass, kaum dass ein Diktator genannt wird, der Unrecht getan hat und verurteilt wurde, Bush, Blair und Putin parallelgeschaltet werden. Das scheint den Absendern irgendwie das Gefühl zu vermitteln, sie hätten aufgeklärt und gerecht gesprochen. Jedem, der einigermaßen politisch denkt, kommt solches stereotype Reagieren arg naiv vor. Natürlich sollte geschieden werden: Diktatur und Ungerechtigkeit und Brutalität im eigenen Land, gegen Menschen, die sich nicht wehren können, gegen brutale Außenpolitik, Wenn wir dann in die Grundlagendiskussion einsteigen, darf und muss selbstverständlich auch gefragt werden, ob nicht auch Groß- und Mittelmächte extremes Unrecht getan haben. Das aber als reflexartiges Aufrechnen zu veranstalten ist halt, nun ja: naiv eben. Die Frage ist nämlich: Was folgt jenseits der Befunde an sich und der Klage darüber? Ist ein UN-Gericht, das Bush und Blair anklagt, denkbar? Interessanter und bei großer Diskussion vielleicht sogar auf Veränderungen abzielend scheint mir eine andere Sache zu sein: Brutale Diktatoren auf der Welt, solange sie fest im Sattel sitzen, werden von den westlichen Demokratien hofiert. Nennen wir nur mal Gaddafi und Saddam Hussein und, heute noch, Saudi Arabien. Aber auch hier: Was kann man realistisch tun?

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Und noch eine Sache zum Nachdenken in Sachen böse Diktatoren und Realpolitik. Ist die These richtig: "... the Middle East was a safer place when dictators Saddam Hussein and Colonel Gaddafi were alive"? Bzw. "XY ist der Meinung, dass die Welt zu Zeiten von Diktatoren wie Saddam Hussein und Muammar al-Gaddafi eine bessere war." (Das haben jüngst zwei sehr unterschiedliche US-Amerikaner gesagt.)

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Weiteres Anschauungsmaterial [ 1 ], [ 2 ] und [ 3 ].

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