Freitag, 2. Dezember 2016

Enthoven junior

Ach, was wäre das Leben ohne den Klatsch aus Paris! Eben angekommen, ein Buch, antiquarisch, sehr gut erhalten: "Nicht so tragisch" (Nein, nicht bei Heyne, sondern beim Antje Kunstmann  Verlag erschienen. Hardcover.)

"Wangen hat er wohl schon öfter glühen sehen. Unter anderem die der Tochter des französischen Star-Philosophen Bernard- Henri Lévy, dessen Werk von Enthovens Vater, dem Verleger Jean-Paul Enthoven, betreut wird. Enthoven junior heiratete Justine Lévy 1996. Diese Ehe war das Produkt der Pariser Rive-Gauche-Intellektuellen. "Ein Milieu, das in seinem eigenen Mythos lebt", sagt Enthoven. "Dort bin ich nach Sartres Tod aufgewachsen. Ein Milieu, das nach und nach zu seinem eigenen Museum wurde." Justine Lévy ist an diesem Milieu beinahe zerbrochen. In ihrem Schlüsselroman "Nicht so tragisch" (Heyne, 2007) hat sie damit abgerechnet. Schonungslos schildert sie das Leben ihres Alter Egos, das mithilfe von Drogen versucht, ebenso brillant wie seine Umgebung zu sein. So brillant wie Enthoven zum Beispiel. Enthovens Romandouble ist ein ehrgeiziger Phrasendrescher, der während eines Sommerurlaubs in Bernard-Henri Lévys luxuriösem Palast in Marrakesch seinem Vater die Geliebte ausspannt: Carla Bruni. Ganz Frankreich hat Lévys Roman als Tatsachenroman gelesen. Der Erfolg war durchschlagend. | Für Enthoven ist die Sache klar: "Der Roman meiner Ex-Frau ist reine Fiktion." Wütend dreht er sich eine neue Zigarette. "Nichts von dem, was in diesem Buch beschrieben wird, ist wahr. Aber es wurde von einem skrupellosen Verleger als Kopie der Realität verkauft. Und das Erscheinungsdatum wurde auf das Veröffentlichungsdatum von Carla Brunis Album vorgelegt. Ergebnis: Das Buch hat sich waggonweise verkauft. So ist eine talentierte Autorin für die Literatur gestorben." Es gab also gar kein Ödipus-Drama? Enthoven junior hat Enthoven senior nicht die Geliebte ausgespannt? "Reine Fiktion. Wie alles andere. Reine Verleumdung." | Carla Bruni hat Enthoven zur öffentlichen Figur gemacht. Die Paparazzi haben ihn überallhin verfolgt. Neulich erst haben sie ihn zusammen mit Bruni nahe den Champs-Élysées abgeschossen. Danach die Spekulationen der Boulevardpresse: Enthoven habe ein Apartment in der Avenue Montaigne, wo er heimlich die Präsidentengattin empfange. Aber er hat kein Apartment in der Avenue Montaigne. Er wohnt gut versteckt in einem Labyrinth von ehemaligen Handwerkerateliers hinter dem Friedhof von Montparnasse. Dort, wo sich ein marmorner Geist des Bösen über das Grabmal des Dichters Charles Baudelaire beugt." (stern.de)