Mittwoch, 14. Dezember 2016

Karl Rössel vs. Philippa Ebéné

Ach herrjeh! Die Welt ist voller wichtiger Stellen, auf die man nur durch Zufall stößt. Im vorliegenden Fall heißt die Zufallsreihe: Albrecht Kieser (Journalist) > Rheinisches Journalistinnen-Büro > Zensur > Karl Rössel vs. Philippa Ebéné.

"Völlig unerwartet stellte Philippa Ebéné am Freitag, den 21. August (eine Woche vor der Berliner Vernissage!), mit Verweis auf ihr 'Hausrecht' das Ultimatum, der Ausstellungsteil über arabische NS-Kollaborateure dürfe in der Werkstatt der Kulturen in Neukölln nicht gezeigt werden. Zu diesem Zeitpunkt waren längst Tausende Plakate und Flyer gedruckt, Hunderte Ankündigungen und Pressemitteilungen verschickt und auch die Werkstatt hatte die Ausstellung und das umfangreiche Begleitprogramm dazu auf ihrer Internetseite angekündigt." (rjb-koeln.de)

"Der Zensurskandal fand in Berlin ein breites Medienecho, auch in der internationalen Presse. Davon aufgeschreckt lud der Integrationsbeauftragte des Berliner Senats vier Tage vor der Ausstellungseröffnung zum 'Vermittlungsgespräch', zu dem die Verantwortliche, Philippa Ebéné, jedoch nicht erschien. Bei dem Treffen im Senatsbüro wurde entschieden, eine kleinere Version der Ausstellung in A2, die das RJB zur Verfügung stellte, doch noch ungekürzt auch in der Werkstatt der Kulturen in Neukölln aufzuhängen. Und schließlich präsentierte die jüdische Gemeinde Berlins als Geste der Solidarität in ihrem Räumen in der Oranienburgerstraße auch noch die umstrittenen Kapitel der Ausstellung in der dritten verfügbaren Fassung der Ausstellung (in A1). Letztlich war die Ausstellung im September 2009 somit gleich dreimal unzensiert in Berlin zu sehen, womit sich einmal mehr erwies, dass ZensorInnen das öffentliche Interesse oft genau auf das lenken, was sie eigentlich unterbinden wollen." (tip-berlin.de)

In dem tip-Artikel dann auch eine Aufzählungen der vielfältigen Benachteiligungen von und der Angriffe auf Frau Ebéne´ in der Vergangenheit. Allerdings taucht da eine alte Schwierigkeit auf: Wenn schlimme persönliche Erfahrungen umgedeutet werden zu einem Anspruch auf sehr große Dünnhäutigkeit mit angeschlossenen interpretationsbegründeten Freiheiten, dann wird das 'Amt' das jemand innehat, halt doch zu einem Problemfall. Nicht rassistisch zu sein, heißt halt unterm Strich auch, dass auf die Hautfarbe so überhaupt keine Rücksicht genommen wird, dass mit der Hautfarbe, die man hat, auch nicht im Sinne der eigenen Interessen und Interpretationen herumgefuchtelt werden darf.