Montag, 29. Mai 2017

Gutmenschen

Natürlich ist es beinahe vollkommmen sinnlos, auf den Kommentarseiten der Zeitungen etwas zu schreiben. Es entsteht da ein Kommentar-Chaos, das kaum einer liest und das vollkommen beliebig ist. Im Sinne des alten, ironischen "Gut, dass wir darüber gesprochen haben!" Auf der anderen Seite ist es so, dass manche Dinge, für einen selbst einmal festgehalten, ausgesprochen, doch vernünftig sind. Für einen selbst und die 10 Menschen, mit denen man ernsthaft-persönlich diskutiert. In diesem Sinne, mein heutiger ZEIT-Kommentar:

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"Eine junge Frau wollte wissen, wie man rechtfertigen könne, dass in diesem Jahr bereits über 1.500 Menschen auf ihrer Flucht aus Afrika im zentralen Mittelmeer ertrunken seien."

Ich sage das nicht zum ersten Mal: Es gäbe ein sehr einfaches Mittel, um zu verhindern, dass Menschen im Mittelmeer ertrinken. Die EU, ersatzweise Deutschland allein, müssten Fähren nach Nordafrika schicken und die Menschen rüberfahren nach Europa. Das könnte gegenüber der Schleuser-Entlohnung zu einem günstigen und dabei kostendeckenden Fahrpreis gemacht werden. Damit wären auch die so oft angeklagten Schleuser mit einem Schlag aus dem Spiel.

Warum geschieht das nicht? Warum werden von den Politikern, auch von der Kanzlerin, weiter die Schleuser vorgeschoben? Weil niemand weiß, wie Europa mit 1, 10, 40 Mio. Afrikanern umgehen kann, die dann vielleicht kommen.

Das Problem, das mit dem -- wirklich nicht schönen und langsam verbrauchten -- Wort "Gutmenschen" aufgezeigt werden soll, das ist: dass dies Menschen sind, die nicht in großen Zusammenhängen und in längeren Fristen denken wollen, vielleicht auch nicht denken können. Natürlich ist es gut, einzelnen Menschen in Not zu helfen. Wenn aber die Hilfe für Millionen auf längere Frist die Zielländer der Migration politisch und wirtschaftlich vollkommen destabilisiert und am Ende selbst zu "Problemländern" werden lässt, dann müssen immer die vielgescholtenen Realpolitiker ran, auf die die Gutmenschen dann mit den Finger zeigen können.