Montag, 18. September 2017

"Waisenkinder des Imperialismus"

Wieder mal eine kleine Diskussion aus der ZEIT herübergeholt.

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BDLB #20

"Die muslimischen Rohingya sind Waisenkinder des Imperialismus. Ihre brutale Vertreibung aus Myanmar ist eine späte Folge der britischen Kolonialpolitik." [Zitat aus dem ZEIT-Artikel]

Ein Onkel von mir pflegte zu sagen: "Ich größten Elend muss ich lachen!" Passt hier mal wieder prima. Wann wurde Birma unabhängig? 1948 glaube ich. Da hätten doch wohl alle Konfliktparteien viel Zeit gehabt, sich auf friedliche Lösungen zu einigen, oder? Sinnvoll ist allein die Aussage: Noch nie haben irgendwelche Gruppen, wovon auch immer zusammengehalten (Religion, Nationalismus usw.) irgendeinen historischen Grund benötigt, um gegeneinander anzutreten und sich umzubringen. Das ist schlichtweg eine menschliche Konstante. Wenn die eine Gruppe schwächer ist, dann wird das eben zur Verfolgung einer Minderheit. Ich frage mich hier und sonst: Woher kommt eigentlich die Neigung westlicher Linksliberaler, die eigene wahrhaft nicht rühmliche, sondern grausliche Vergangenheit für alle Übel der Gegenwart verantwortlich zu machen?

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Schaf999 #20.1

Im Artikel steht doch, dass sie sich eigentlich Bangladesch anschließen wollten. Warum das nicht geklappt hat, müsste man nachlesen, aber mangelnden Willen kann man ihnen nicht vorwerfen.
Antwort auf #20 von BDLB

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BDLB #20.2

"... dass sie sich eigentlich Bangladesch anschließen wollten."

Wenn ich mal den Wikipedia-Autoren glaube, dann ist die Sache so, wie sie meistens ist: verworren.

"Die westliche Geschichtsschreibung geht davon aus, dass die muslimische Bevölkerung in Rakhaing ursprünglich auf deportierte und geflohene Bengalis zurückgeht, die von Königen im 16. und 18. Jahrhundert angesiedelt wurden. Der Anteil an Moslems an der Gruppe kann jedoch nicht mit Sicherheit bestimmt werden. | Britische Aufzeichnungen aus der Kolonialzeit belegen, dass es Migration der muslimischen Bevölkerung aus Chittagong nach Arakan ab 1891 in verschiedenen Epochen bis 1971 gegeben hat. Der Historiker Leider beobachtete, dass Rohingya-Aktivisten den Einfluss dieser Einwanderung jedoch herunterspielen oder sie teilweise ignorieren, um die heutige Gemeinschaft als alleinige Nachkommen einer alten muslimischen Gemeinschaft von Arakan darstellen zu können."

Zusätzlich:

"Auf Betreiben Myanmars kommt es in verschiedenen Staaten zur illegalen Inhaftierung von Exil-Rohingya, so in Bangladesch, Indien, Pakistan, Saudi-Arabien, den Vereinigten Arabischen Emiraten, Thailand und Malaysia."

Wie das illegal bei der "illegalen Inhaftierung" da bestimmt wird, müsste man noch mal schauen. Sicher ist aber doch wohl, dass die muslimischen Brüder die R. auch nicht so gerne haben. Wozu sollten sie sonst inhaftieren. Es ist wohl so wie bei den Palästinensern: Gegen Israel lassen sie sich prima instrumentalisieren, aber aufnehmen will sie am Ende auch kein muslimischer Staat. Weil ein "Stamm", der sich -- siehe Hamas vs. Fatah --nicht mal intern darauf einigen kann, wer ihn denn vertreten soll, politische Unruhe in jedes Land bringt.