Dienstag, 7. November 2017

Science Fiction und Religion

Notizbuch:


ZEITmagazin: Sie sind aus Hedonismus gläubig.

Guy Consolmagno: Würde ich dieses Wort verwenden?Aber ja, ich habe nie Dinge getan, die ich nicht mochte. Als wir 18 waren, tranken meine Freunde Scotch. Für mich schmeckte das wie Mundspülung. Warum sollte ich das Zeug trinken?

ZEITmagazin: Man muss sich an den Whisky-Geschmack gewöhnen. Wie an die Messe.

Guy Consolmagno: Bei der Messe jedenfalls hat es für mich funktioniert. Zur Wissenschaft kam ich, weil ich Science-Fiction-Fan bin, ich war es schon als Jugendlicher. Als ich die Bibliothek der Science-Fiction-Gesellschaft am MIT in Boston sah, wollte ich unbedingt dort studieren. Aus einer Laune heraus schrieb ich mich in Geowissenschaften ein. Es war großartig. Wir Studenten durften forschen, und ich schrieb meine Abschlussarbeit über die Ozeane auf den Eismonden des Jupiters. Damals, in den siebziger Jahren, war das alles noch Spekulation. Die Raumsonden, die in den vergangenen Jahren dort waren, haben meine Voraussagen über flüssiges Wasser unter den Eiskrusten bestätigt. Meine Begründungen allerdings waren falsch. Doch als ich auf die dreißig zuging, befriedigte mich die Forschung nicht mehr. Ich fragte mich: Was machst du eigentlich mit deinem Leben? Wie kannst du dir den Kopf über Jupitermonde zerbrechen, wenn Menschen auf der Erde verhungern? (zeit.de)

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* Bruder Guy Joseph Consolmagno, SJ (* 19. September 1952 in Detroit), ist ein US-amerikanischer Forscher und Direktor der Vatikanischen Sternwarte. (wikipedia)