Donnerstag, 7. Dezember 2017

Die Sache mit der Demokratie 2

Die Diskussion im Wikipedia-Café hat sich prächtig entwickelt. (Später im Archiv.)

Hier, herausgegriffen, die vorläufigen Einlassungen am Ende: Mister Burns gegen mich, und ich gegen Mister Burns.

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Die Revolution wird irgendwann kommen, davon bin ich überzeugt. Und ob und wann sie kommen wird, wird auch nicht von Intellektuellen wie uns abhängen. Sie wird kommen, weil der Kapitalismus nachhaltig nicht funktionieren kann (unbeschränktes Wachstum bei beschränkten Ressourcen usw.), andererseits die Kapitalisten auf Kosten der Arbeiterklasse versuchen werden, den Kapitalismus möglichst lang zu erhalten. Und das wird ihnen auch bis zur Revolution gelingen, weil sie eben die herrschende Klasse sind. Irgendwann wird es den Arbeitern so schlecht gehen, dass ihnen reicht und sie werden dagegen rebellieren. Ich denke die Aufgabe der Intellektuellen ist es, in dieser Phase die Arbeiter in die richtige Richtung zu lenken (nicht mit Zwang, sondern mit Propaganda). Natürlich wird es auch viele Gegner geben, es gibt keine Revolution ohne Konterrevolution. Aber die gab es auch bei der Oktoberrevolution, die ja kurzfristig erfolgreich war, auch wenn sie langfristig leider zum Stalinismus geführt hat. Ich hab auch nie behauptet, dass die Revolution automatisch erfolgreich sein wird. Aber es wird wichtig sein, dass man auf die Konterrevolution richtig reagiert (entschlossen und hart gegen die Konterrevolutionäre, aber nicht überzogen, vor Allem sollte man die demokratischen Strukturen in der Arbeiterschaft und der revolutionären Partei nicht aussetzen, um eine Neuauflage des Stalinismus zu verhindern). --MrBurns 19:01, 6. Dez. 2017 Ausgebaut --MrBurns 19:15, 6. Dez. 2017


@MrBurns "Die Revolution wird irgendwann kommen, davon bin ich überzeugt." Ich habe den Beitrag tatsächlich mit einem Onkel, der bei mir die Rolle des Gewährsmanns für 1968er-Fragen spielt, durchgesprochen. Zuerst einmal hat mein Onkel herzlich gelacht, dann hat er gemeint: Das sei eine Meinung, die er heute nicht mehr für möglich gehalten habe. 1968-1972 sei das natürlich an jeder Ecke zu hören gewesen. Er, der ewige Liberale, habe damals schon versucht, dagegen anzuargumentieren; aber die Zeit sei für seine Vernunft einfach nicht gemacht gewesen. Immerhin habe es sich doch aber gezeigt, dass 1. „das Volk“, das ja doch immer eine gewisse Rolle spiele, bei diesen Revolutionsfantasien schlichtweg nicht mitmache, und dass die ewige Hoffnung es gäbe irgendwann doch den „endgültig guten Sozialismus, den idealen Endzeit-Kommunismus gar“ – diese Hoffnung würden echte Utopisten natürlich immer haben; wenn aber irgend etwas sich in der Geschichte erwiesen habe, dann: dass die großen Revolutionäre zugleich die großen Diktatoren und Mörder seien. Man nenne ihm, sagt mein Onkel, eine Revolution – eine echte, große Revolution, die nicht entweder im Chaos oder in der Diktatur geendet habe. Und, das sei eine eherne Regel: man dürfe nur das Reale mit dem Realen und das Ideale mit dem Idealen vergleichen. Einen idealen Kapitalismus, so aus der Fantasie heraus, den könne man natürlich ebenfalls entwerfen. Da würde dann viel von der Freiheit des einzelnen, von Selbstverwirklichung und von der Freiheit der Argumentation, mit der sich andere überzeugen lassen, die Rede sein. Denn wenn wir unterm Strich ehrlich sind: Bei aller Kritik, im Wettstreit der großen Systeme: menschlicher war den vergangenen 100 Jahren der Kapitalismus, in dem es Meinungs- und Pressefreiheit gegeben hat. 12:21, 7. Dez. 2017