Dienstag, 8. Mai 2018

Die politischen und strategischen Standardwerke

[ Die Folgegeschichte, um die es eigentlich geht, folgt also tatsächlich unmittelbar. ]

Im ZEIT-Kommentarbereich ergibt sich eine kleine, aber wie ich finde wunderschöne Diskussion. Um sie zu verstehen, muss man die Kommentare ansehen. Ich ziehe sie der Einfachheit halber mal hierher.

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"China. Xi Jinping, Vorsitzender von allem. Chinas Staatspräsident Xi Jinping ist der Mao Zedong des 21. Jahrhunderts. Er will China zu neuem Weltruhm führen. Wie groß sind seine Erfolgschancen? Ein Gastbeitrag von Willy Lam, Hong Kong."

Die Anmerkung der Kommentatorin Margrit Ryssel war:

Xi JinPing braucht keinen Machiavelli als literarische Vorlage. Der hat Sun Tzus "Die Kunst des Krieges" von rechts nach links + von oben nach unten gelesen und - das können wohl nur wenige von sich behaupten - auch in Globo und im Detail verstanden.

Ohne profunde Kenntnisse dieses Standartwerkes der Kriegsführung hätte er es so nicht dahin gebracht, wo er jetzt steht. Dagegen hat D. Trump mit seinem Buch "The Art of Deal" (das womöglich einzige Buch, das der aktuelle PotUS je zur Gänze gelesen hat) 0,0 Chancen in einem Handelskrieg gegen China.

Notfalls sitzen die Chinesen die noch max 7 Jahre Trump einfach aus. Abwarten + Teetrinken heisst diesfalls deren Devise.

mfg -rym / CH

PS Im chinesischen Schach, welches von unserem Schach stark abweicht, gibt es übrigens kein Patt. Wer den Gegner in ein Patt setzt, hat die Partie automatisch gewonnen.

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#56.7

"Ohne profunde Kenntnisse dieses Standartwerkes der Kriegsführung hätte er* es so nicht dahin gebracht, wo er jetzt steht."

Ich bin sicher, die Bedeutung aller politischen und strategischen Standardwerke [sic] wird mit Blick auf die praktische Politik hoffnungslos überschätzt. Alte Bücher helfen nie, wenn es um gegenwärtige Probleme geht. Die Aussagen in diesen Büchern sind so allgemein und vage, dass man alles Mögliche hineininterpretieren kann. Natürlich putzt es ungemein, wenn man sagt, dass man "seinen Machiavelli" oder "seinen Sunzi" studiert hat; aber das ist – eines meiner Lieblingswörter in solchen Zusammenhängen: nur Belesenheitsgeklingel.

Um nicht zu allgemein zu bleiben: Was lesen wir denn hier raus?

"... So wird der erleuchtete Herrscher und der weise General die Intelligentesten seiner Armee als Spione einsetzen und auf diese Weise hervorragende Erfolge erzielen. Spione sind ein äußerst wichtiges Element des Krieges, denn von ihnen hängt die Fähigkeit der Armee ab, sich zu bewegen."

* Das ist also: Xi Jinping.

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#56.8 Sorry - Du unterschätzt meines Erachtens die klassische Literatur. Es gibt in allen Wissens-Sparten sog. Klassiker, die man gelesen und wenigstens im Ansatz verstanden haben muss, wenn man auf dem betreffenden Wissensgebiet mitreden will.

Die Kommentatorin Margrit Ryssel, die vielleicht tatsächlich so heißt und offenbar aus der Schweiz kommt, merkt an:

"In Sachen Philosophie bspw. gehören Kant, Heidegger, Nietsche, Habermaas u.a., soweit ich weiss, einfach mit dazu. Ich hab von denen bspw 0 Ahnung."

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Ich antworte:

"Ach, was sind Sie* mir sympathisch!

Ich könnte jetzt hier eine kleine Geschichte erzählen, die als Kommentar zu diesem Kommentar dienen würde; aber das würde hier komplett vom Thema wegführen. Darum mache ich es an anderer, mir vertrauter Stelle. Das hier kopiere ich der Einfachheit halber mal dorthin.

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* Ich wurde, wenn ich mich recht erinnere: tatsächlich bei meinem allerersten Kommentar hier, harsch darauf hingewiesen, dass man sich in diesem Kommentarbereich aber sowas von sieze! Ich war das aus anderen Foren nicht gewohnt, habe mich seitdem aber, da ich leicht zu erschrecken bin, daran gehalten. Sollten wir uns einmal im Biergarten oder auf der Alm begegnen, dann duzen wir uns natürlich.

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Jetzt fehlt natürlich die Geschichte. Weil das hier einfach zu lang wird, mache ich daraus einen eigenen Eintrag.