Donnerstag, 3. Mai 2018

Sinn des Lebens 1: Alter und Zeit

Notizbuch: Zeit, Leben und Sterben

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Mit über 100 Jahren ging er noch täglich arbeiten: David Goodall ist Australiens bekanntester und ältester Biologe und Ökologe. Nun möchte der 104-Jährige sterben – wegen der schwindenden Lebensqualität.

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„Ich möchte nicht in die Schweiz, auch wenn es ein nettes Land ist. Aber ich muss das tun“, sagte Goodall und kritisiert Australiens Sterbehilfeverbot. Wegen dieser Situation sei er sehr „aufgebracht“. Sich für die Sterbehilfe in einem gewissen Rahmen einzusetzen sei alles, was er noch tun könne.

Erster Klasse nach Europa

Eine Crowdfunding-Organisation hatte Goodall dabei geholfen, Spendengelder für die Reise und einen Erste-Klasse-Flug zu sammeln.

Ausschlaggebend für Goodalls Entscheidung, Sterbehilfe in Anspruch zu nehmen, war offenbar ein Sturz in seiner Wohnung, in der er noch allein lebte. Goodall war danach längere Zeit nicht mehr bewegungsfähig: „Ich habe nach jemanden gerufen, aber es hat mich niemand gehört.“ Erst zwei Tage später habe ihn seine Putzfrau gefunden und ins Krankenhaus gebracht. Durch die im Anschluss notwendige Behandlungen und seine schlechte Gesundheit fühle er sich gedemütigt.

„Ich bin 104 Jahre alt und habe sowieso nicht mehr viel Zeit. Es macht mich unglücklich“, sagte Goodall. Er sei des Lebens müde. Er sei auch überhaupt nicht traurig, dass er sterben müsse, auch wenn er gerne 20 oder 30 Jahre jünger wäre. „Ich betrachte den Tod nicht als grauenvoll. Ich sehe es als natürlich an“, antwortete Goodall auf die Frage, ob er keine Angst vor dem Tod habe. „Man lebt einige Jahrzehnte und dann stirbt man. Es ist nicht traurig. Was traurig ist, ist, wenn das verhindert wird.“

Goodall wurde 1914 in London geboren und zog 1948 nach Australien, wo er an der Universität in Melbourne seine Lehrtätigkeit aufnahm. Goodall hinterlässt Dutzende wissenschaftliche Expertisen. (welt.de)